1847  wird in Paris Augusta Holmès hinein geboren in eine Familie irischer Abstammung. Erst 1871 fügte sie, nämlich als sie die französische Staatsbürgerschaft annimmt, ihrem Nachnamen den accent grave hinzu.

Das hübsche Mädchen wuchs in Versailles auf. Dort dominierte die Militärmusik und so war sie vor allem von Blasinstrumenten umgeben. Möglicherweise ist auch das ein Grund, warum sie später bei Instrumentierungen sehr gerne auf opulente Bläserbesetzungen zurückgreifen wird.

Augusta war nicht nur außergewöhnlich hübsch, sondern auch ein sehr talentiertes kleines Mädchen, erlernte früh mehrere Sprachen und machte im Klavierspiel sehr schnell sehr große Fortschritte. Schon für ihre ersten selbstkomponierten Lieder konnte sie eigene Texte verwenden.

 

Die Aufnahme am Conservatoire de Paris wurde ihr wegen der irischen Staatsbürgerschaft verweigert. Sie konnte schließlich beim Organisten Henri Lambert Tonsatzunterricht nehmen und lernte Orchestrierung bei Hyacinthe Klosé. (Ein kleiner Einschub, besonders für die Flötisten unter uns: Klosé, seinerseits Klarinettist und Professor am Konservatorium, war derjenige, der gemeinsam mit Louis Auguste Buffet das geniale System Theobald Böhms von der Flöte auf die Klarinette übertrug.)

Privaten Kompositionsunterricht gab ihr dann – endlich – César Franck.

 

Schon ab diesem Zeitpunkt erregte ihre sonore Altstimme, mit der sie häufig eigene Lieder interpretierte, in den Pariser Salons für Aufsehen. Und auch als Pianistin machte sie im In – und Ausland Furore. Ihrer Werke wurden in diesen Jahren unter dem Pseudonym Hermann Zenta herausgegeben, vermutlich um zu verschleiern, dass sie eine Frau war.

Wagner beeindruckte Augusta immens, sie reiste sogar nach München, um bei der  Uraufführung des Rheingold dabei sein zu können. Vor allem aber übernahm sie für sich das Ideal des Dichterkomponisten – in den meisten ihrer Werke sind davon Spuren zu finden.

 

Augustas Äußeres muss für viele überwältigend gewesen sein. Der Maler Georges Clairin, von dem die berühmten Portraits Sarah Bernhardts stammen, nannte sie „mehr eine Göttin als eine Frau”. Kein Wunder also, dass ihr Name nicht nur im Kulturteil sondern häufig auch in den Klatschspalten der Presse auftauchte.

Liszt soll ihr den Hof gemacht haben und Wagner lag ihr nach Minnas Tod zu Füßen.

Augusta Holmès blieb jedoch unverheiratet, lebte allerdings mit Catulle Mendès zeitweilig in wilder Ehe. Das Paar hatte fünf Kinder. Ein bekanntes Bild von Auguste Renoir mit dem Titel Porträt der Töchter von Catulle Mendès zeigt drei der gemeinsamen Töchter am Klavier.

 

Zur Hundertjahrfeier der französischen Revolution wurde Augusta mit einem Werk beauftragt. Es entstand die Ode triomphale en l’honneur du Centenaire de 1789, die im Palais de l’Industrie zur Weltausstellung 1889 uraufgeführt wurde. Besetzung: Solo-Sopran, gemischter Chor mit 900 Sängern, Orchester (300 Musiker) – ein gigantisches Spektakel.

1895 hatte sie ihren größten Erfolg mit der Oper La Montagne noire, die im Palais Garnier aufgeführt wurde.

 

Auch ihre besondere kompositorische Stimme half der französischen Nationalmusik heraus aus der Verstrickung mit dem Wagnerism. Nach Augusta Holmès‘ frühem Tod im Jahre 1903 blieben ihre Werke regelmäßiger Bestandteil des Pariser Musiklebens. Erst nach dem 1. Weltkrieg und der beginnenden Umorientierung im Musikästhetischen geriet ihre Musik langsam aber sicher in Vergessenheit.

 

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(A. W.)

Literatur und Musik:
https://de.wikipedia.org/wiki/Augusta_Holm%C3%A8s

Fauser, Annegret: Holmès, Augusta, MGG online 2020