Von 1588 bis 1594 entstand mit dem Augustusbrunnen der erste der Augsburger Prachtbrunnen. 

 

Er wurde von Hubert Gerhard (ca. 1540-1620) modelliert und schließlich vom Stadtgießer Peter Wagner († um 1595) in Bronze gegossen. Die zentrale, 250 Zentimeter hohe Figur auf dem Pfeiler zeigt Kaiser Augustus in mittlerem Alter, in prachtvoller Rüstung und mit zur adlocutio-Geste erhobener rechter Hand. Auf seinem Kopf ruht ein Lorbeerkranz, seinen Waffenrock zieren Löwenköpfe, Delfine und Tritonen.

Den reich verzierten, vierseitigen Sockel schmückt in jede Himmelsrichtung eine heute feuervergoldete Inschrift.  Unterhalb befinden sich weibliche Hermen aus Bronze, deren Brüste als Wasserspeier und zugleich Symbol des Überflusses dienen.

An den Ecken thronen Putten mit wasserspeienden Fischen in den Händen. Sie sitzen auf Voluten, an denen wiederum ein wasserspeiender Löwenkopf angebracht ist. Auf dem Beckenrand des Brunnens liegen vier Aktfiguren, die man als die Wassergottheiten und Personifikationen der wichtigsten Augsburger Gewässer interpretieren kann. 

 

Der Lech, ein alter bärtiger Mann, trägt die Attribute Tannenzapfen, Wolfsfell und Ruder, welche Wald und Jagd, aber auch Schifffahrt und Fischreichtum repräsentieren. Die Wertach, ein Mann mit Ährenkrone, weiteren Ähren sowie dem Viertel eines Zahnrades versehen, symbolisiert den Ackerbau, die Mühlen und die Hämmer- und Pumpwerke.

Die Singold, eine junge Frau mit Krone, Schmuck und dünnem Schleier, hält eine verzierte Kanne und ein überquellendes Füllhorn – als Attribute für den Gartenbau und die Goldschmiedearbeit. Der eichenlaubbekrönte, Netz und Fisch haltende Brunnenbach, auch als junge Frau dargestellt, verweist ebenfalls auf den Fischfang.

Ein kunstvoll geschmiedetes Gitter umgibt das Becken, bekrönt von Spiralranken und Spindelblumen. 

 

Kein lebender Herrscher, sondern der historisch – besonders für die Stadt – so bedeutsame Augustus fungiert hier als Friedensbringer im konfliktreichen Zeitalter der Konfessionalisierung. Der übrige Brunnenschmuck und die Flussgötter unterstreichen dies und symbolisieren gleichsam Fruchtbarkeit, Wohlstand und Überfluss. 

Darüber hinaus verdeutlicht der Brunnen – ähnlich wie der Wappner – die ergebene Verbundenheit von Stadt und Kaiser.

 

Der Bildhauer Hubert Gerhard zeichnete sich fast pionierhaft für einen Techniktransfer der „italienischen Manier“ in den süddeutschen Raum aus, die sich in der öffentlichen Kolossalplastik, der Platzierung von Figuren auf dem Beckenrand oder auch der Beckenform offenbart.

Die Einflüsse von Gerhards Italienaufenthalt offenbaren sich beispielsweise auch in Teilen des Wittelsbacher Brunnens der Münchner Residenz. 

 

Mit dem Augustusbrunnen wurde nicht nur ein Kunstwerk europäischen Ranges im Zentrum der Renaissancestadt geschaffen, sondern auch ein Dokument einer prekären wie einzigartigen Situation im Augsburg des späten 16. Jahrhunderts. 

Durch die anspruchsvolle Kombination von Bildprogramm und Komposition zählt der Augustusbrunnen zu einer Meisterdarstellung der späten Renaissance und des frühen Manierismus. 1749 wurde der Brunnenpfeiler im Rokokodekor erneuert.

In den 1990er Jahren wurden alle Figuren aufwendig restauriert und die Augustusfigur durch eine Kopie ersetzt. 

 

(Ch. Sch.)