In einer Zeit, in der die großen Tage des romantischen Balletts schon vorüber waren, begann der Maler Edgar Degas mit seinen Studien an der Pariser „Académie Royale de Danse“.

Doch Realist, der er war, ging es ihm dabei weniger um die idealisierte Darstellung der großen Bühnenstars, als vielmehr um ein Zeugnis ihres täglichen Kampfes um eine Perfektion, für die sie ihr ganzes Lebensglück aufs Spiel setzten.

 

Dabei schuf er einen nie zuvor gesehenen Einblick in diese Welt.

In unzähligen Skizzen und Gemälden zeigt er uns Tänzerinnen, die sich durch ihr Training quälen. Er zeigt ihre perfekten Posen genauso wie ihre schiefen Arabesken und misslungenen Sprünge.

Vor allem aber zeigt er ihre müden Gestalten, ihr Leben voller vergessener Tränen und Träume, das geprägt ist von einer kurzen Blüte im Rampenlicht und einem langen Vergessen im Dunkeln der Zeit.

 

Den Zauber dieser Bilder verdankt er nicht zuletzt einer Technik, mit der er sich erst seit Kurzem beschäftigte.

Pastell, auch als das „Pulver der Schmetterlingsflügel“ bezeichnet, war ideal, um seine Visionen von einer Schönheit auf die Leinwand zu bannen, die selbst so perfekt und kurzlebig war wie die Schmetterlinge und ihr Tanz.

 

Das heutige Bild zeigt uns wahrscheinlich eine Probe. Denn wie spontan und zufällig erscheint die Anordnung der Tänzerinnen mit ihrem offenen Haar und den scheinbar lockeren Bewegungen.

Interessant ist der Blickwinkel aus dem Orchestergraben, der uns die Unmittelbarkeit der Szene so vermittelt, als wären wir wirklich dabei.

Was wir, durch den Zauber der Kunst, auf magische Weise auch sind.

 

Edgar Degas, Ballet an der Pariser Oper; CC0; © Chicago Museum of Art