Der Schwebende von Barlach hängt mitten in einer quirligen Einkaufsstraße in Köln in der stillen Antoniterkirche.

Es ist ein Abguss des als entartete Kunst zerstörten Originals aus Güstrow von dem das Gipsmodell gerettet wurde. Von diesem Modell stammte die Kölner Ausführung von 1939. Das Werksmodell fiel dann 1943/44 dem Krieg zum Opfer und von der Kölner Figur wurde ein weiteres Exemplar kopiert, das dann zu dem Ursprung nach Güstrow zurück gelangte. Ein anderer Bericht besagt allerdings, dass die Kölner Version bereits damals von dem Gipsmodell gemacht wurde und dann nach Köln gelangte. So oder so befindet sich in Köln das „zweite Original“, auch wenn Kenner die Umgebung des Güstrower Backsteins vermissen.

 

Nach Barlachs Worten ist ihm in dem Engel “das Gesicht von Käthe Kollwitz hineingekommen“, ohne dass er es sich vorgenommen hatte. Er wollte, ebenfalls nach seinen eigenen Worten, das Schweben der Zeit, die sich im Krieg in nichts Irdisches einfügte, wiedergeben. Die Plastik war als Mahnmal für die Opfer des ersten Weltkrieges entstanden, in Köln liegt eine Steinplatte unter dem Engel mit den Jahreszahlen beider Weltkriege.

 

Das 250 Kilo schwere Werk ist in seiner Masse präsent und schwebt doch scheinbar leicht ungefähr in Kopfhöhe über den Boden. Nicht nur dieses Spannungsverhältnis macht es sehenswert, auch der religiöse Ausdruck der Gelassenheit angesichts des Schreckens ist spürbar. Auch wenn man ohne Religion in die Kirche hineingeht, um sich den Schwebenden anzuschauen, scheint es, dass man mit ein bisschen Religion wieder herauskommt und die Stille eine Weile in der lauten Stadt mit sich trägt.

 

(G. R.)