„Einer für alle!“ – „Alle für einen!“

Wer von uns hat nicht, den Kopf voller Flausen und eine Gertenrute in der Hand, diesen Schwur gesprochen, bevor er mit hochrotem Kopf auf seine Freunde losging?

 

Erfunden vom französischen Autor Alexandre Dumas und seitdem in zahlreichen Groschenheften und Fernsehfilmen verbreitet, ist der Musketier D´Artagnan eines der modernen Urbilder unserer Kultur, vergleichbar nur dem Don Quichotte oder dem Prinzen Hamlet.

Aber die Wenigsten wissen, dass der Figur des D´Artagnan eine historische Persönlichkeit zugrunde liegt, deren Leben genauso interessant verlief wie das der erfundenen Figur.

 

Charles de Batz de Castelmore (1613-1673), genannt Comte d’Artagnan, zog es schon in jungen Jahren nach Paris, wo er, gleich seinen älteren Brüdern, bei den Musketieren anmustern wollte. Aber da er bis dahin noch nie in militärischen Diensten war, wurde sein Ansuchen abgelehnt.

Doch schon einige Jahre später ermöglichten ihm seine Leistungen bei Feldzügen in Flandern und wichtige Förderer, wie etwa der Kommandant der Musketiere oder Colbert, der Finanzminister Frankreichs, das ersehnte Kleid überzustreifen.

 

Im Jahre 1646 jedoch löste der leitende Staatsminister Kardinal Mazarin die Garde der Musketiere auf und die Soldaten mussten in anderen Regimentern Unterschlupf finden. D’Artagnan jedoch konnte auf diesen demütigen Wechsel verzichten, denn zu dieser Zeit war er bereits persönlicher Kurier Mazarins (zu gleichen Teilen Bote, Diplomat und Geheimagent) und begleitete ihn 1651 ins Exil nach Brühl.

Doch wenige Jahre später, nachdem die Kompanie der Musketiere erneut aufgestellt wurde, sehen wir ihn wieder bei der Truppe, bei der er bis an sein Lebensende blieb.

 

Zeit seines Lebens gehörte D´Artagnan zum engsten Vertrauenskreis um Ludwig XIV. Schon in den Zeiten der Fronde hatte er den kleinen Prinzen bewacht und als der junge König zu seiner späteren Gemahlin, der Infantin Maria Teresa von Spanien reiste, war er einer der Auserwählten, die den jungen König begleiten durften.

Im Jahre 1667 war D´Artagnan endlich am Ziel seiner Träume, denn er wurde zum Capitaine-lieutenant, also zum Kompaniechef, der „Première compagnie des Mousquetaires“ (Erste Kompanie der Musketiere) ernannt.

 

Im Winter 1672 zog es ihn wieder ins Feld und er übernahm ein Kommando im Französisch-Niederländischen Krieg. Während der Belagerung von Maastricht war er an der nächtlichen Erstürmung einer vorgeschobenen Bastion der Festung beteiligt, die jedoch am folgenden Morgen von den Holländern zurückerobert wurde.

Wider besseren Wissens ließ sich D’Artagnan zu einem erneuten Angriff überreden, der zwar erfolgreich durchgeführt wurde, dem alten Musketier aber das Leben kostete.

 

Am selben Abend noch schrieb Ludwig XIV. an seine Gemahlin: „Meine Dame, ich habe d’Artagnan verloren, in den ich großes Vertrauen hatte.“