Während der Blütezeit des Klosters gab es mehr als 20 Kirchen und Kapellen auf der Insel Reichenau. Drei der mittelalterlichen Kirchen sind heute noch erhalten.
St. Georg
Ganz im Osten der Insel steht die Kirche St. Georg auf einem Hügel. Erbaut wurde sie um das Jahr 896 von Abt Hatto, der in der Krypta eine Reliquie des Heiligen Georgs aufbewahren ließ. Im 11. Jahrhundert wurde die Kirche um die Westapsis erweitert. In ihrem Inneren befinden sich einzigartige Wandmalereien aus dem späten 10. Jahrhundert. Sie zeigen Wundertaten aus dem Leben Jesu und sind mit die frühesten ihrer Art nördlich der Alpen.
Erstaunlich ist auch eine Wandmalerei aus dem 14. Jahrhundert, die sich an der Nordseite der Kirche befindet. Zu sehen sind darauf vier Teufel, die eine Kuhhaut ausbreiten, auf der ein fünfter Teufel sitzt. Dieser versucht aufzuschreiben, was zwei Frauen zu erzählen haben. Die beiden reden aber so viel, dass es dem Teufel nicht gelingt alles aufzuschreiben, da es eben auf „keine Kuhhaut geht“.
Münster St. Maria und Markus und Klosterbezirk
Die vom Standort älteste der Reichenauer Kirchen ist das Münster St. Maria und Markus. Der Holzbau, den Pirmin nach seiner Ankunft auf der Insel hier errichten ließ, wurde bald zu klein und noch im 8. Jahrhundert durch einen Klosterbau mit einer Kirche aus Stein ersetzt. Die Anlage wurde im Laufe der Jahrhunderte stetig verändert und erweitert. Die mittelalterliche Klosteranlage ist heute nur noch in unterirdischen Spuren erhalten. Im frühen 17. Jahrhundert ließ der Konstanzer Bischof neue Konventgebäude auf der Südseite des Münsters errichten, die alten Klostergebäude wurden damals abgerissen.
Sehenswert ist das Innere des Münsters mit dem Heiligblutaltar und der Schatzkammer, die sich in einem gotischen Raum an der Nordseite des Münsters befindet. Die Schatzkammer beherbergt den Reichenauer Münsterschatz. Neben einer Vielzahl von Reliquienschreinen befinden sich hier auch liturgische Gegenstände, die teilweise noch aus der Spätantike stammen.
St. Peter und Paul
Bischof Egino von Verona gründete ganz im Nordwesten der Insel die Kirche St. Peter und Paul, die 799 geweiht wurde. Ende des 11. Jahrhunderts wurde die alte Kirche abgebrochen und in den folgenden Jahrzehnten wurde die neue dreischiffige Basilika errichtet, die man heute noch sehen kann. Um 1750 wurde die Kirche im Rokokostil neugestaltet. In der Apsis sind Wandmalereien aus dem frühen 12. Jahrhundert zu sehen.
(D. F)