François- Joseph Gossec (1734-1829) entstammt einer wallonischen Bauernfamilie. Schon sechsjährig kam er als Chorknabe an die Stiftskirche von Walcourt und von da an sollte sich sein Weg Zeit seines Lebens im musikalisch-künstlerischen Kontext bewegen. Die bald folgenden Stationen waren Maubeuge, Antwerpen und schließlich 1751 Paris. Dort verdiente er sein Auskommen als Geiger im Privatorchester Alexandre Le Riche de La Pouplinières, seines Zeichens ein wohlhabender Mäzen, Steuerpächter und Förderer der Aufklärung.
Hier lernte Gossec Johann Stamitz kennen, der ihn mit der Mannheimer Schule bekannt machte. Vermutlich war das eine entscheidende Begegnung in seinem Leben.
Er wird anfangs Kammermusik komponieren, später mehr als 50 Symphonien und viele Symphonies concertantes mit unterschiedlichsten Soloinstrumenten. 25-jährig schrieb er ein Requiem mit dem Titel Grand Messe des Morts, das 1760 in Paris uraufgeführt wurde und ihn über Nacht berühmt machte.
Mit dem Tode La Pouplinières im Dezember 1762 verlor Gossec den wichtigsten Unterstützer. Er leitete nun mehrere Kapellen und das Orchester Concert des Amateurs, das sich der Aufführung zeitgenössischer Werke widmete und in ganz Europa schnell großen Ruhm erlangte (nach 11 Jahren übergab er die Leitung an Saint-Georges).
Auch Gossec gerät in die heftigen, über Jahrzehnte geführten Auseinandersetzungen, bei der um die Vorherrschaft des französischen oder des italienischen Stiles innerhalb der Oper gestritten wurde und hat dies am wechselhaften Erfolg seines eigenen Opernschaffens leidvoll erfahren müssen. Es scheint, als war er immer zur falschen Zeit am falschen Ort. Seine Opern wurden vom Publikum sehr positiv aufgenommen, jedoch war immer ein anderer – Grétry oder eben Gluck – zur Stelle, um ihn zu übertrumpfen.
Nun nahm Gossec den Direktorenposten der wichtigen Concerts spirituels an, denen er neuen Schwung verlieh und die zum festen Bestandteil des kulturellen Lebens wurden. Zu dieser Zeit entstand auch sein Oratorium La Nativité, das viele Kollegen ebenfalls dazu anregte Musik zu Texten des Neuen Testamentes zu schreiben. Und schließlich brachte er seine pädagogischen Talente ein als Leiter der Académie de Musique und der École de chant. Nur folgerichtig war es also, dass er einer der Inspektoren des 1795 neugegründeten Conservatoire de Paris wurde. Und: begeistert von den Ideen der französischen Revolution wurde Gossec zum offiziellen Komponisten und verfasste zahlreiche repräsentative Werke für die Festlichkeiten der Revolutionszeit.
Gossec durchlebte beinahe ein ganzes Jahrhundert. Er wurde geboren, als Frankreich noch fest im Griff von Rameaus Barock verharrte und starb, als schon Musik von Berlioz in den Konzertsälen gespielt wurde.
(A. W.)