Die jüngste Tochter von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth war Marie Valerie.

Die ersten 3 Kinder wurden bereits kurz nach der kaiserlichen Hochzeit geboren (Sophie (1855), Gisela (1856) und Rudolf (1858). Erst 10 Jahre später, im Jahr 1868, kam Marie Valerie im heutigen Budapest zur Welt. Sie wurde als „das ungarische Kind“ bezeichnet, da die Geburt nach dem Ausgleich mit Elisabeths geliebten Ungarn erfolgte. Elisabeth kümmerte sich auffällig um ihre jüngste Tochter, vielleicht um das nachzuholen, was sie bei ihren anderen Kindern versäumt hatte. Sie behielt Marie Valerie stets bei sich, nahm sie auf Reisen mit und organisierte Kinderbälle für sie: dieses Verhalten der Mutter brachte Marie Valerie den Namen „die Einzige“ ein.

 

Zum Entsetzen ihrer Mutter lehnte Marie Valerie später alles Ungarische ab; eine Gemeinsamkeit zwischen Mutter und Tochter blieb allerdings – das literarische Interesse. Marie Valerie schrieb ihr Leben lang Tagebuch, aus dem man viele Erkenntnisse über das kaiserliche Leben ziehen konnte.

 

1890 heiratete Marie Valerie ihren Cousin 3. Grades Erzherzog Franz Salvator (1866–1939) aus der Linie Österreich-Toskana. Das Paar lebte ab 1897 vorwiegend auf Schloss Wallsee in Niederösterreich und hatte 10 Kinder. Aufgrund ihres Engagements in verschiedenen Wohltätigkeitsvereinen, wurde Marie Walerie als „Engel von Wallsee“ bezeichnet. 1900 übernahm sie Verpflichtungen für das Rote Kreuz, ließ Lazarette errichten und eine Suppenanstalt einführen.

Die anfangs harmonische Ehe wurde mit der Zeit schlechter. Franz Salvator hatte einige Affairen; aus jener mit der Prinzessin Stéphanie zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst entsprang ein Sohn, den Franz Salvator noch zu Marie Valeries Lebzeiten anerkannte.

 

Nach dem Untergang der Habsburgermonarchie verzichtete die Familie auf alle Ansprüche und konnte somit in Österreich bleiben und ihr Vermögen behalten. Ihre Nachkommen leben bis heute auf Schloss Wallsee und in der Kaiservilla von Bad Ischl.

Am 6. September 1924 starb Marie Valerie mit 56 Jahren an Lymphdrüsenkrebs. Sie wurde in der Habsburgergruft der Pfarrkirche Sindelburg beigesetzt. Ca. 40.000 Menschen kamen zum Begräbnis.

10 Jahre nach ihrem Tod (1934) heiratete Franz Salvator Melanie von Risenfels und verstarb am 20. April 1939 in Wien.

 

(K.M.)