In der Bretagne, also im Nordwesten Frankreichs, gibt es diese wundervollen, sagenumwobenen und meist sehr malerischen Enclos parroissiaux. Solch umfriedete Pfarrbezirke grenzen sich bewusst von der Außenwelt ab.

 

Die meisten davon befinden sich (grob gesagt) in der Nähe der nördlichen Küste zwischen Brest und Morlaix.

Häufig besteht diese Gebäude-Ansammlung aus der Kirche selbst, dem Triumphtor, dem Beinhaus und dem Calvaire. Dieses Wort lässt sich nur unzureichend mit Kalvarienberg übersetzen, denn darunter verstehen wir in der deutschen Sprache etwas anderes.

 

Neben der Kirche ist der Calvaire der Mittelpunkt des Bezirkes. Auf oder an ihm sind Szenen aus dem Leben Jesu bildhauerisch dargestellt. Ganz oben ist fast immer die Kreuzigung abgebildet.

Es gibt sehr unterschiedliche Calvaires. Manche sind monumental, manche klein, einfach und still. Manche sind künstlerisch hochwertig, manche von bäuerlichem, schlichtem, teils naivem, aber immer sehr anrührendem Stil.

Diese Calvaires sind neben den Menhiren von Carnac zum Erkennungszeichen der Bretagne geworden. Sehr treffend schreibt Charles Le Goffic (1863 – 1932): „Ein kräftiger Idealismus durchblutet diese barbarischen Friese. (…) Die bretonische Seele bebt in ihnen und lässt sich hier in einer ihrer ergreifendsten Kundgebungen fassen.“

 

(A.W.)